In den Kap Verden – Mindelo

Bei einem gemeinsamen portugiesischen Wortschatz von etwa zehn Ausdrücken (einer davon ist bezeichnenderweise das Wort für Zündkerze) sind Evis Französischkenntnisse von unschätzbarem Vorteil.

Am dritten Tag verholen wir uns an einen anderen Ankerplatz um mehr Distanz zur Fähranlegestelle zu bekommen. Die diversen Anlegemanöver der heimischen Kapitäne sind wenig von Vor- bzw. Rücksicht geprägt, und wir wollen uns vor unangenehmen Überraschungen absichern. Beim Ankeraufholen vergisst Wolfgang kurz sein tatsächliches Alter und verreißt sich das Kreuz. Es bedarf Evis Künste unter Aufbringung verschiedenster Medikamente unserer „schwimmenden Apotheke“, um Wolfgang nach ein paar Tagen wieder in den aufrechten Gang zu bringen. Zurück bleibt ein kleines mentales Problem sich bestimmte physische – bisher unbekannte – Grenzen einzugestehen.

Kelly war 15 Jahre Berufsfischer und gefällt sich in der Rolle des väterlichen Freundes. Er checkt und verbessert – allerdings geringfügig – unser Angelequipment. Evi lernt Fischzubereitung nach Kiwiart aus einer Mischung von Bier und Mehl (muss aussehen wie Zahnpaste).

Nach ein paar Tagen beginnen wir uns auf unsere Gäste und den gemeinsamen Törn von 2110 sm am Großkreis mit Anfangskurs von 265° zu unserer erklärten Lieblingsinsel – nach Tobago – vorzubereiten (für Segler: die Differenz zwischen Loxodrome und Orthodrome beträgt für diese Distanz 4° – 5°, für Anfangs- als auch für Endkurs). Durch die Windfahnensteuerung müssen wir noch etwa 60 bis 100 sm mehr einkalkulieren. Wir kaufen weitere 72 Liter Mineralwasser, bringen eigentlich „hoffnungslose“ Kleidungsstücke (Wolfgangs) in die Wäscherei, checken und reinigen das Schiff und besorgen einige Kleinteile. Der Spi und das dazugehörige Fall haben unsere Rauschefahrt (Intermar) auf die Inseln nicht ohne Schaden überstanden – hier haben wir Zeit zu retten, was zu retten ist.

Was wir hier nicht besorgen können – davon gibt es naturgemäß genug – mailen wir als immer länger werdende Wunschlisten an unsere Freunde Eva und Roli. Noch sind sie geduldig und kooperativ, aber ein Aufpreis für Übergepäck hängt mit der Zeit wie ein Damoklesschwert über ihren Tickets auf die Kap Verden. Wir freuen uns auf diese lieben Freunde, die sich auf den bevorstehenden gemeinsamen Törn umfangreich vorbereiten: Eva bäckt seit Wochen zu Hause verschiedenste Brotsorten zu Versuchszwecken – armer Roli!

Mitte der ersten Woche kommt erstmals der für die Kap Verden und diese Jahreszeit typische Wüstenwind Harmattan auf. Unser Schiff wird von einer feinen, rötlichen Sandschicht überzogen – die Winschen haben wir vorsorglich schon „eingepackt“ – und die nur 8 sm entfernte Insel Santo Antao mit ihren nahezu 2000m hohen Berggipfeln verschwindet für Tage aus unserem Blickfeld. Auch das Hafenwasser setzt unserem – bis dato fast jungfräulichen – Antifouling (gute, reinigende Etmale) stark zu. Trotz der im Hafenhandbuch erwähnten „persistent sharks“ bleibt uns abschließend eine Reinigung des Unterwasserschiffs nicht erspart.