Bonaire und Curaçao

An den Bojen vor dem Hauptort Kralendijk wartet bereits Rahula und versorgt uns mit ’local knowledge’. Zunächst besuchen wir den Karneval, der auf Grund offensichtlich mangelnder Kriterien bei der Auswahl der Akteure unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt. Mit dem ersten Werktag widmen wir uns dann unserem Hauptanliegen: der Reparatur der Kurzwellenanlage. Es zeigt sich schnell, dass eine solche unrealistisch ist, und wir entscheiden uns für den Kauf eines neuen Gerätes.

Die Tauchmöglichkeiten in Bonaire sind außergewöhnlich gut. Die Yachten liegen an Moorings über dem Riff – direkt von Bord kann man traumhafte Tauchgänge unternehmen. Evis erster Checkdive gilt der Überprüfung unserer Boje. Beim Freitauchen „besucht“ Wolfgang die eine oder andere Tauchgruppe. Die Blicke der Taucher sind bei diesen „Treffen“ eher verstört als freundlich…
Leider kommen unsere Unterwasseraktivitäten zu kurz, weil das Problem mit der Kurzwellenanlage den größten Teil unserer Zeit und Energie in Anspruch nimmt.

Rahula mietet für einen Tag ein Auto, mit dem wir die Insel und vor allem den Washington Slagbaai Nationalpark erkunden. Für 39 US Dollar bekommen wir nicht nur einen fahrbaren Untersatz, sondern auch einiges an Spannung dazu. Der Nissan ist mit Rost überzogen, die Bodenplatten geben einen guten Blick auf die Fahrbahn, Fensterheber und Türschnallen vermisst man größtenteils, der Rest geht während der Fahrt verloren. Amelia meint, “we should give it a name“. James ist der Ansicht, “it – is more than enough“. Wir beobachten Eidechsen, Leguane und Flamingos und sind froh den Ausflug unternommen, aber auch überlebt zu haben…

Nach einer Woche segeln wir weiter nach Curaçao, Rahula bleibt noch vor Ort. Spaanse Haven im Süden der Insel ist eine weitläufige, sehr geschützte Ankerbucht – wenn man sie erst einmal erreicht hat. Die Einfahrt ist schmal und weist mehrere schwer lesbare Untiefen auf. In Ermangelung eines Hafenhandbuchs bzw. einer brauchbaren Seekarte setzen wir erstmals unsere elektronischen Seekarten mit GPS – Maus ein.

Die fehlenden Unterlagen über die örtlichen Gegebenheiten forcieren natürlich den Kontakt zu den anderen Ankerliegern. Nach einem Tag sind wir in die hiesige Seglergemeinschaft integriert. Unsere Ankunft wurde von einigen Booten offensichtlich mit Interesse verfolgt – was auch immer das zu bedeuten hat. Zwei Boote haben in ihren Büchern nachgeschlagen, welchem Land die Rot – Weiß – Rote Nationalflagge zuzuordnen ist. Während des traditionellen Seglertreffens in der Happy Hour der Sarifundy Marina versuchen wir uns jedenfalls als Botschafter unseres Landes, was Evi deutlich besser gelingt als Wolfgang.

Auch in Curaçao mieten wir ein Auto, besuchen eine äußerst beeindruckende Straußenfarm, eine sehenswerte Tropfsteinhöhle und ein eher entbehrliches Plantation House.
Rahula hat seit Bonaire Gäste an Bord: ein junges englisches Pärchen segelt hitchhikend auf wechselnden Schiffen um die Welt. Nachdem ihr gegenwärtiger Skipper in Bonaire einer Herzattacke (im Alter von 30 Jahren) erlegen ist, werden sie von Amelia und James für die Strecke nach Panama aufgenommen.

Die meisten Schiffe, die wir in der Karibik getroffen haben, wollen die östlichen Antillen bzw. die venezolanischen Inseln nicht verlassen. Jene Boote, die in Curaçao vor Anker liegen, haben größtenteils den Plan in den Pazifik weiterzusegeln – je weiter westlich wir kommen, umso mehr lichtet sich das Feld der Yachten, und die Seglergemeinschaft rückt näher zusammen.
Das vorherrschende Thema ist der bevorstehende Schlag nach Cartagena – Kolumbien. Diese Strecke gilt als eine der gefährlichsten im Rahmen einer klassischen Weltumsegelung. Um diese Jahreszeit sollte sie vermieden werden, da besonders schwere Wetterbedingungen zu erwarten sind. Nach Abwägung diverser Vor- und Nachteile entscheiden wir uns für die Variante entlang der Küste zu segeln.
Die Ankerlieger in Spaanse Haven warten auf ein günstiges Wetterfenster, das sich im Regelfall auch nur für kurze Dauer öffnet. Für die „Sleipnir2“- Crew wird das Warten auf die Icom Kurzwellenanlage zum zusätzlichen Wettlauf mit der Zeit.
Für das Wochenende werden günstige Bedingungen für Wind und Seegang prognostiziert – 25 Knoten ONO, 3,5 Meter Welle, Wellenfrequenz 4 Sekunden. Am Montagnachmittag bekommen wir die Meldung, dass unser Päckchen vom Zoll freigegeben wurde, eine Stunde später holt Wolfgang die Sendung mit dem Bus ab und knapp vor Sonnenuntergang schummeln wir uns durch die bei Ebbe besonders enge Ausfahrt von Spaanse Haven und nehmen Kurs Kolumbien.