In den Galapagos Inseln

Phantasievoll ist man zumindest beim Einheben verschiedenster Gebühren. Wir hoffen, dass ein Teil des Geldes in die Grundausbildung der hier arbeitenden Beamten investiert wird.

Seit Wolfgang vor 19 Jahren zuletzt hier war, hat sich natürlich viel verändert, aber nach der Einsamkeit auf See genießen wir die ganz auf Tourismus ausgerichtete, lebhafte Kleinstadt Puerto Ayora mit ihren Restaurants, Bars und Internet Cafés. Leider ist der Ankerplatz ausgesprochen „rollig“ – die Bucht ist nach Südosten offen, und man ankert quasi am offenen Pazifik.

Bereits am nächsten Morgen wird unser defekter Motor von Herrn Cortez abgeholt und drei Tage später – angeblich in Bestzustand – wieder eingebaut. Dass Wolfgang mit der Ursachenanalyse des Motorproblems nicht ganz glücklich ist, mag auch an einer gewissen Sprachbarriere liegen – jedenfalls läuft die Maschine wieder astrein.

Die Tage in Puerto Ayora sind ausgefüllt mit diversen Arbeiten und natürlich mit den Vorbereitungen und Checks für den langen Schlag zu den Marquesas Inseln, nach Französisch-Polynesien. Wir bunkern Wasser und Treibstoff (soviel „Sleipnir2“ tragen kann), reinigen das Unterwasserschiff und überprüfen so ziemlich alle Funktionen des Kats. Nachdem es am Ankerplatz erwiesenermaßen Haie gibt, erfolgen die Unterwasserarbeiten am Katamaran in einem eher forcierten Tempo.
Dazwischen unternehmen wir Ausflüge zu den benachbarten Inseln Floreana und Bartolomé – mit dem klassischen Ausblick vom Vulkan – und erkunden Santa Cruz selbst, inklusive des obligaten Besuchs der Darwin Station.

Der Aufenthalt ist, neben den Vorbereitungen, durch die Auseinandersetzung mit der einzigartigen Natur der Inseln geprägt. Die vulkanische Landschaft beeindruckt auch noch beim zweiten Besuch, und die eigentlich zoologisch weniger interessierte Evi ist fasziniert von der Artenvielfalt der Tiere, die offensichtlich noch immer keine Scheu vor den Menschen kennen. Pelikane rasten auf unserem Schiff – und hinterlassen ihre Spuren, Fregattvögel nehmen akrobatisch im Flug anderen Seevögeln die Beute ab, und die Riesenschildkröten mühen ihre behebigen Körper nur Zentimeter an uns vorbei, ohne uns scheinbar wahrzunehmen – schwerfällige Arroganz aus hundert Jahren Erfahrung…
In der Tortuga Bay beobachten wir einen Hai im knietiefen Wasser, und die endemischen Meerechsen nehmen übereinander liegend das für ihren Körperhaushalt notwendige Sonnenbad.
Wir schnorcheln mit Pinguinen, Seelöwen, Schildkröten und Haien und sind begeistert von der Fülle der Wasserwelt. Wenn man mit Pinguinen taucht, müssen über die Wassertemperatur nicht viele Worte verloren werden. Mit Neoprenanzügen immer gut ausgerüstet, bewundern wir jene, die nur in Badekleidung länger im Wasser ausharren.

Die Natur und die außergewöhnliche Tierwelt der Galapagos Inseln sind fraglos erhalten geblieben, die steigende Population der „weißen Affen“ hat daran – Gott sei Dank – noch nichts geändert.

Der Archipel wurde auch bekannt durch jene Aussteiger, vorwiegend Deutsche, die sich hier in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts niedergelassen haben. Die Familie Wittmer, Dr. Ritter, eine Baronin mit drei Gefährten oder die Brüder Angermeyer – allesamt starke, überwiegend aber skurrile Persönlichkeiten, die teilweise die Weltpresse auf die Inseln aufmerksam gemacht haben.
Wir nehmen das zweite Buch unserer Freunde Ingrid, Robert und Anna zur Hand und lesen, quasi am Schauplatz, die beeindruckende Autobiographie der Familie Wittmer „Postlagernd Floreana“…

Nachdem Evi kurz vor Abfahrt leicht erkrankt, übernimmt Wolfgang die Backschaft. Es gibt Ravioli nach Skipperart (aufgewärmt) und scrambled eggs. Die „Qualität und Vielfalt“ der Kombüse trägt nicht zur Verbesserung von Evis Gesundheitszustand bei, und so verschieben wir unsere Abfahrt zu den Marquesas um einige Tage.